Befund

Von Walter Moras existiert kein Foto, kein Selbstbildnis, kein Portrait eines Malerkollegen. Anscheinend hat er auch seine Ehefrau Ida und seinen Sohn Bruno nicht gemalt. Obgleich dieser als Maler in die Fußstapfen des Vaters trat, hat Bruno Moras seine Eltern offenkundig ebenfalls nicht im Bild festgehalten. Selbst Familienfotos wurden bisher nicht aufgefunden. Möglicherweise ist im zweiten Weltkrieg alles ein Raub der Flammen geworden. Die Wohnungen der Familie Moras sind in den alten Adressbüchern Berlins lückenlos verzeichnet, aber die Häuser stehen nicht mehr. Hier und dort vermitteln die Wohngegend und restaurierte Nachbarhäuser noch eine Ahnung davon, wie die Familie Moras einst gelebt haben mag.


Glücklicherweise haben viele Bilder von Walter Moras die Stürme der Zeiten überlebt. Allein in den letzten 20 Jahren wurden seine Gemälde auf mehr als 100 Kunstauktionen in ganz Europa angeboten. Es gibt von Walter Moras kein Werkverzeichnis, keine Nachlassliste. Der Bestand in Museen ist karg. Hans F. Scheers listet Walter Moras im Band 1 „Gemälde in deutschen Museen“ für das 19. Jahrhundert nur dreimal auf. Nach meinen Recherchen müssen sich jedoch noch rund 200 Bilder im Privatbesitz von Sammlern und Freunden des Malers befinden.


Merkwürdigerweise sind auch keine Äußerungen zu seinen Arbeiten von ihm und keine Aussagen von Zeitgenossen über ihn bekannt. Die Erwähnung bei Thieme/Becker ist so etwas wie ein Ritterschlag, aber bezüglich der Jahresangaben falsch. Aufschlussreich und wichtig sind die Angaben von Boetticher in „Malerwerke des 19. Jahrhunderts“ über die Ausstellungen, auf denen Walter Moras vertreten war und über die Verkäufe seiner Bilder durch den berühmten Berliner Kunsthändler Rudolph Lepke.


Walter Moras war nicht Mitglied des Berliner Künstlervereins, der ihm aufgrund seiner malerischen Leistungen gewiss offen stand. Überdies war sein Lehrer Prof. Hermann Eschke dort eine Institution und hätte ihm sicher die Wege geebnet. Auch zu den Norddeutschen Künstlerkolonien hat Walter Moras anscheinend keine Verbindung gesucht, obgleich er sich auf Reisen bei seinen Pleinairarbeiten häufig in deren Gefilden bewegte und deren wichtigsten Vertretern - Carl Malchin, Paul Müller-Kaempff, Friedrich Wachenhusen u.a. - auf den Akademischen Berliner Kunstausstellungen und den Ausstellungen des Bremer Kunstvereins begegnet sein muss. Der etwas ältere Louis Douzette war ihm als erfolgreicher Schüler von Hermann Eschke und berühmter „Mondscheinmaler“ wohl ebenfalls persönlich bekannt.


Erfreulicherweise widmete das Lübbener Schlossmuseum Walter Moras 2007 eine Ausstellung und präsentierte ein wichtiges Segment seines malerischen Schaffens – Walter Moras, den Spreewaldmaler. Es ist an der Zeit die Rätsel um sein Leben und Werk zu lösen, den Landschaftsmaler Walter Moras selbst so bekannt zu machen, wie seine Bilder. Deshalb wage ich auf meiner Webseite über ihn die erste Biographie.

In der historischen Berliner Einwohnerkartei konnte ich die Personenstanddaten von Walter Moras und von seinem Sohn Bruno Moras exakt aufspüren. Auch der Taufschein von Walter Moras fand sich im evangelischen Zentralarchiv von Berlin.Er liefert genaue Angaben zu seinen Eltern. Als Glücksfall erwies sich der weit verzweigte Stammbaum der Familie Moras, den ein sehr entfernter Verwandter des Malers besitzt. Er belegt, dass seine Vorfahren aus dem Rheinischen stammen. Der Landschaftsmaler Walter Moras ist der erste gebürtige Berliner der Familie.